Die Argeaden
Geschichte Makedoniens bis zum Zeitalter Alexanders des Großenvon Sabine MüllerAlexander III., auch Alexander der Große genannt, begeistert seit jeher die Nachwelt. Ein Mann, der sein Heer bis nach Indien führte, der als der Begründer des Hellenismus gilt. Doch dass auch Alexander all dies nicht aus dem luftleeren Raum erschaffen konnte, geht dabei oft unter. Hier setzt das aktuelle Buch der Althistorikerin Sabine Müller an. „Die Argeaden“, betrachtet die Geschichte Makedoniens bis zum Zeitalter Alexander des Großen und lenkt somit das Augenmerk darauf, „dass Alexander der dritte war, der als Herrscher seiner Dynastie diesen Namen trug“. Die Argeaden, die dem Buch seinen Namen geben, sind das Herrschergeschlecht, welches Makedonien bis zu Alexander dem Großen dominierten.
Müller scheut sich nicht, aus dem zuweilen trockenen Sprachduktus eines Wissenschaftsbuches auszubrechen und so beispielsweise die prägendsten Argeaden „plakativ auf Schlagworte [zu] reduzieren“. So wird Archeloas zum „Wirtschafts- und Kultur-Manager“, Amyntas III. der „makedonische Rocky mit Nehmerqualitäten“ und Alexander II. der „Geist, den die Thessaler riefen“. Im Verlauf des Werkes wird so auch jeder Herrscher mit einem einprägsamen, charakterisierenden Titel versehen. Inwiefern die englischen Einschübe in den Titeln – „Sex and Crime? Archalaos‘ Ermordung“ – gefallen, ist sicherlich Geschmackssache. Trotzdem verliert Müller nicht den wissenschaftlichen Anspruch aus den Augen. Diese Verbindung von lebendiger Sprache und wissenschaftlichem Fundament ist eine der großen Stärken des Buches. Müller geht bei ihrem Werk, nach einem einleitenden Teil, chronologisch vor und stellt die Herrscher bis zu Alexander dem Großen vor. Dem sicherlich bekanntesten Makedonen werden dabei konsequent auch nur 28 der insgesamt 477 Seiten gewidmet. Bei jedem Regenten gelingt es Müller, dessen Taten und Untaten in den großen Kontext eines sich entwickelnden Geschlechtes zu setzen und so das übergreifende Thema in den Einzelbetrachtungen stets präsent zu halten. So stellt sie zu dem von Hatzopoulos 2011 als „panhellenic celebrity“ bezeichneten Archelaos schon einleitend fest: „Zweifelsohne sind Archelaos‘ Leistungen relevant für das Argeadenreich. Dennoch stehen sie in einer Reihe von argeadischen Verdiensten…“
Archelaos vermochte es, „das Reich erst auf ein im antiken mediterranen Mächtekonzert konkurrenzfähiges Level“ zu bringen. Doch baute er dabei, wie Müller zeigt, auf die Verdienste seines Vaters, Perdikkas II,. und seines Großvaters, Alexander I., auf. Zugleich konnte Archelaos davon profitieren, dass Athen sich gerade mit eigenen Problematiken herumschlagen musste. Die Polis hatte eine gewaltige Flotte vor Sizilien verloren und war nun unter anderem auf makedonisches Holz angewiesen. Da Archelaos dieses Holz liefern konnte, galt er in Athen bald als „verdienstvoller Mann“, so verdient, dass ihm bei einer seiner Eroberungen sogar eine athenische Flotte zur Hilfe kam. Verdient machte er sich auch für sein eigenes Reich, insbesondere in den Sektoren Kultur, Innenpolitik, Infrastruktur, Wirtschaft und Militärorganisation. Gerade als „Kulturmäzen“ tat sich Archelaos hervor, indem er unter anderem Euripides, einen der großen griechischen Dramatiker, an seinen Hof holte und eigene, makedonische Spiele ausrichten ließ. Ob Archealos‘ Leben wirklich durch einen Mord oder ein Jagdunfall endete, lässt sich hingegen kaum mehr nachvollziehen. Was sich aber nach Müller sagen lässt, ist, dass er das Heer modernisierte, die Verteidigungskraft seines Reiches verstärkte und es außenpolitisch voranbrachte. Da er es jedoch „am Ende nicht in sichere Bahnen für die Nachfolge bringen“ konnte, „entglitt es in eine Phase der Unruhen“.
Das Buch geht auch umfassend auf die durchaus schwierige Quellenlage ein und ordnet diese für den Leser en détail. Von der Ermangelung einer überlieferten zeitgenössischen makedonischen Geschichtsschreibung bis zu den Problemen der Alexander-Quellen findet sich hier eine sehr gute Aufarbeitung der komplexen Quellenlage. Dabei erläutert Müller nicht nur die explizite Problematik bei den Überlieferungen, sondern auch die generelle Schwierigkeit der Kontextualisierung. Müller verliert sich trotz der Quellenlage nicht in übermäßigen Spekulationen. Auf ein Fazit am Ende des Werkes verzichtet die Autorin und lässt das Buch mit „This is the end – die letzten Argeaden und die Herrschaft der Generäle“ stattdessen inhaltlich ausklingen. Eine numismatische Sammlung sowie ein umfassendes Literaturverzeichnis runden das Werk ab.
Müllers lesenswertes Buch dürfte in der Lage sein, einen breiten Kreis an Lesern anzusprechen und mit seinen angenehm lesbaren Texten für die Argeaden, das Geschlecht Alexanders, zu begeistern. (DAMALS.de)
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